Es war keine gewöhnliche Unterrichtsstunde – und auch kein gewöhnliches Konzert. Für die 10. Klassen wurde der Besuch des Streichensembles Compania des Theaters Münster (M. Ionescu, S. Ciliberto, E. Fürniss) zu einem tief bewegenden Erlebnis.
Das Streichtrio präsentierte Musik, die unter den unmenschlichen Bedingungen nationalsozialistischer Konzentrationslager komponiert wurde – Werke, die menschliches Leid, Hoffnung und inneren Widerstand zugleich hörbar machen.
Gespielt wurden Stücke von Komponisten wie Gideon Klein, Viktor Ullmann, Ilse Weber und Pavel Haas, deren Leben eng mit den Lagern Theresienstadt und Auschwitz verbunden war.
Zwischen den Musikstücken gab Svenja Ciliberto historische Hintergrundinformationen und erzählte eindringliche Geschichten der inhaftierten Komponistinnen und Komponisten. Sie berichtete von Musizierenden, die lustige Walzer spielen mussten, wenn andere Inhaftierte den Gang in die Gaskammern antreten mussten.
Besonders in Erinnerung blieb die Geschichte der Lyrikerin, Komponistin und Krankenschwester Ilse Weber, die mit den ihr anvertrauten Kindern freiwillig in die Gaskammern ging und dort starb. Ihr Lied „Ich wandre durch Theresienstadt, das Herz so schwer wie Blei, bis jäh mein Weg ein Ende hat…“ bildete den bewegenden Abschluss des Konzerts.
Für ihre Lehrerin Christiane Schulte-Renneberg war die Wirkung auf die Jugendlichen außergewöhnlich: „Diese Musik hat etwas ausgelöst – das war bei vielen Schülerinnen und Schülern förmlich zu spüren. Es war ein Konzert, das nachwirkt. Die Jugendlichen haben Geschichte unmittelbar erlebt. Erinnerungen, die unter die Haut gehen!“
Aus den Klassen kamen vielfältige Reaktionen:
Obwohl die Zehntklässler/-innen privat meist ganz andere Musik hören, empfanden sie die Musik als tiefgründig und bewegend.
„Ich fand die Musik sehr emotional, sehr berührend. Es hat deutlich gemacht, wie sehr Musik Emotionen rüber bringen kann.“ (Tim)
Mich hat der Vortrag sehr bewegt und mich veranlasst, mehr über die Vergangenheit nachzudenken.“ (Yannis)
„Für mich hat die Musik mehr gesagt, als das, was erzählt wurde.“ (Johannes)
„Nach den Hintergrundinformationen konnte man sich die Situation im KZ zusammen mit der Musik bildlich vorstellen.“ (Shiraz)
„Die kurzen Geschichten und Musikstücke haben gezeigt, wie wichtig Musik für die Gefangenen war, als Hoffnung und Überlebenshilfe. Es war traurig und beeindruckend zugleich, wie sie trotzdem die Kraft zum Musizieren fanden. Wir haben dabei viel über Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten gelernt.“ (Toni, Milana)
„Die Geschichten und die Musik haben uns getroffen. Normalerweise berühren uns solche Geschichten nicht so. Die Geschichte von der Krankenschwester, die mit den Kindern vergast wurde, fanden wir sehr traurig!“ (Caleb, Samuel, Nico)
„Es war ganz still im Saal – alle haben zugehört, wie sonst nie. Das war sehr berührend!“ (Yvonne)
„Ich habe mich leer gefühlt, als ob es erst vor mehreren Tagen passiert wäre.“ (Ryan)
„Durch die Musik habe ich das Gefühl bekommen, dass es wirklich passiert ist!“
„Es ist wichtig, dass man sich erinnert!“ (Tamino)
Wünschenswert wäre, dass viele weitere Schulklassen an dieser eindrucksvollen und emotional berührenden Auseinandersetzung mit erfahrbarer Geschichte teilnehmen.
Die Klasse 8c, die mit einigen Schüler/-innen anwesend war, plant, am Anne-Frank-Tag ihren Film über den Holocaust den 6. Klassen zu zeigen. Die Erinnerung an diese unmenschliche Zeit soll lebendig bleiben. (SCHU) #AnneFrankTag2025 @annefrankzentrum
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Ionescu, Frau Ciliberto und Frau Fürniss für ihr Engagement und Ihre eindrucksvolle Präsentation!