Anlässlich der 55. Wiederkehr ihrer Schulentlassung im Jahre 1966 sammelten die Ehemaligen der damaligen 6 c der Wichernrealschule einen Spendenbetrag in Höhe von 840 € , die sie kurz vor Weihnachten der Schulleiterin der RiK – Realschule im Kreuzviertel – übergaben, damit von Seiten der RiK einer Korrespondenzschule in der vom Krieg ständig bedrohten Ukraine mit Sachspenden unterstützt werden kann.

Dieser Betrag sei doppelt so hoch als beim letzten Klassentreffen vor 5 Jahren , als man der Schule eine Platane schenkte im Rahmen der Aktion „mehr Grün in die Stadt“.
 
Die RiK ist in den 80er Jahren aus dem  Zusammenschluss der Eichendorff-Realschule und der Wichernrealschule hervorgegangen. 
 
Werner Seppmann erinnerte in einer kurzen Ansprache (siehe unten) anlässlich der Spendenübergabe an den Sozialreformer Johann Hinrich Wichern, der bereits 1833 das sogenannte „Rauhe Haus“ in Hamburg eröffnete, das sich um Waisenkinder aus schwierigen Verhältnissen kümmerte und der später auch die „Innere Mission“ ins Leben rief.
 

Man fühle sich den sozialen Grundsätzen von Johann Wichern verpflichtet , so Seppmann in seinem Statement, und werde auch bei weiteren Klassentreffen für aktuelle gute Projekte an der ehemaligen Penne sammeln.

 

 
Auf dem Foto von links nach rechts :
 
W. Seppmann, R. Deneke, A. Lechermann, Schulleiterin A. Temme, P.P. Gosing, W. Bendler, Herr Hoffmann, stv. Schulleiterin P. Hendricks. (GOS)
Ansprache von Werner Seppmann:

Liebe Frau Temme, liebes Kollegium,

wir sind heute hier, um eine Zusatz- oder Aufbauspende loszuwerden. Wir, das sind ehemalige Schüler der Klasse 6c dieser Schule und des Entlassjahrgangs 1966 der damals noch Wichern-Realschule genannten Einrichtung. Vor einigen Wochen haben wir unseren 55. Abschied aus dieser Schule begangen, der coronabedingt in 2021 ausfallen musste.

Wir treffen uns in einem Rhythmus von 5 Jahren und besuchen dabei auch unsere früheren Tatorte in der Schule, wie Frau Temme durch ihre Begleitung zwischenzeitlich weiß. Bei diesen Treffen kommt traditionell auch immer Geld zusammen, das wir an die Schule für Veranstaltungen weitergeben. So wurde die vorletzte Spende z.B. für die Anschaffung einer Platane in der Baumreihe vor der Schule verwendet. Das Geld von vor einigen Wochen haben wir quasi als 1. Rate übergeben. Deswegen heute unsere Aufbau- oder Ergänzungsspende.

Für Spenden gibt es in der Regel einen Grund. Und in diesem Fall erfolgt sie vor dem Hintergrund eines für unsere aufgeklärte Gesellschaft geradezu schrecklichen Ereignisses. Es ist der in der heutigen Zeit eigentlich nicht für möglich gehaltene Krieg in unserer Nachbarschaft, in der Ukraine.

Hier führt der Kriegsherr seine Truppen nicht mehr in vorderster Reihe in die Schlacht, nein, er opfert sie für seine ganz eigenen Ziele. Junge Menschen, die unsere Brüder und Schwestern sein könnten. Und die gezwungen werden, auf ihre Brüder und Schwestern zu schießen.

Es ist ja nicht so, dass sich die Angriffe auf das sozusagen eigentliche Schlachtfeld beschränken. Wieder nein. Auch die Zivilbevölkerung leidet mit. Gerade sie muss immer wieder den unnützen Tod von jungen Familienangehörigen betrauern. Haben die Mütter ihre Kinder dafür geboren?

Auch das materielle Leiden dort übersteigt in seiner ganzen Dimension vermutlich unsere Vorstellungskraft.

Vor diesem Hintergrund haben Frau Temme und ihr Lehrkräfte-Kollegium Verbindungen zu einer Schule in Odessa in dieser umkämpften Ukraine aufgenommen.

Wir wollen etwas tun und mit unserer bescheidenen Spende der Allgemeinbildende Schule 15“ in Odessa mit ihren Kindern dort etwas Hoffnung geben. Hoffnung auch darauf, dass unser Europa weiter demokratisch zusammenwächst und ein selbstverständliches Vorbild für die Welt wird.

Zu unserer Spende passt sicherlich ganz gut das Leben und Wirken des ehemaligen ersten Namensgebers dieser Schule, nämlich Johann Hinrich Wichern!

Johann Hinrich Wichern hat mit seinem eigenen Leben Armut und Vernachlässigungerfahren. Nach dem Tod seines Vaters hat er sich mit erst 15 Jahren bereits um seine Familie in ärmlichen Verhältnissen kümmern müssen. Mit dieser Erfahrung des Sichkümmernmüssens um Kinder aus eben solchen Verhältnissen hat er im Jahre 1833 mit nur 25 Jahren das „Rauhe Haus“ in Hamburg gegründet, das sich auch heute noch solcher Kinder, deren Geborenwerden eben nicht in ihrer Verantwortung liegt, annimmt. Er hat dieses Haus übrigens ausschließlich aus Spenden betrieben und betreiben können.

So, wie das „Rauhe Haus“ heute nicht wegzudenken ist, so sind auch seine weiteren Gründungen wie z.B. die „Innere Mission“ in unserer Zeit noch aktuell und waren Vorbild für so manche ähnlichen Einrichtungen auf der ganzen Welt.

Nach vielen Jahren kirchlicher Tätigkeiten in Berliner Institutionen, während der er auch noch das seinerzeitige Gefängniswesen verantwortlich reformiert hat, kehrte er 1872, also vor nun 150 Jahren, zu seinem „Rauhen Haus“ zurück und starb dann in Hamburg 1881, 2 Wochen vor seinem 73. Geburtstag.

Wir sollten uns Johann Hinrich Wichern verpflichtet fühlen!

Liebe Frau Temme, lassen Sie uns in Kontakt bleiben. Wir wünschen uns, dass Sie uns in Bezug auf die Allgemeinbildende Schule 15 in Odessa auf dem Laufenden halten, ja?